Berlinale 2018: Halbzeit


Zur Halbzeit der 68. Berlinale/48. Forum des Jungen Films heute ein kurzer Blick auf zwei Filme aus dem Forum und ein kleines Zwischenfazit.

Die zweite Halbzeit eines Fußballspiels im Jahre 1986 in Vaslui/Rumänien erlebte Laurentiu Ginghina, der Hauptdarsteller in Corneliu Porumboius Forum-Film Fotbal infinit (Infinite Football), nicht mehr auf dem Platz, da er sich in diesem Spiel das Wadenbein gebrochen hatte. Ausgehend von dieser schmerzhaften Erfahrung stellt Ginghina im Film seine Thesen über Fußball vor: Dieser Sport soll anders werden, anmutiger und freier, durch abgerundete Ecken oder revidierte Standards. Alle Wege führen in diesem Film zwar zum Fußball, aber auch ständig wieder weg von dort, zu Grundbucheintragungen, Orangenplantagen in Florida und der Reflexion politischer Utopien. Fotbal infinit: ein wunderbarer und humorvoller Film von Corneliu Porumboius, der mit Al doilea joc (The Second Game) bereits auf der Berlinale 2014 zu gefallen wusste. (Fotbal infinit ist übrigens einer der Filme, die man sich bis zum Ende der Berlinale hier als Stream anschauen kann; vgl. Highnoon-Blog vom 16.02.)

Aus dem Bereich des Sports, ebenfalls Sektion Forum des Jungen Films, kommt ein weiterer sehr gelungener und unglaublich amüsanter Film: L’empire de la perfection (In the Realm of Perfection) von Julien Faraut. Szenen eines schwarzweißen Lehrfilms über Tennis sowie Jean-Luc Godards Zitat “Das Kino lügt, der Sport nicht” aus einem Interview mit der Sportzeitung „L’Équipe“, sind Ausgangspunkt für eine Studie über Körper und Bewegung, Tennis und Kino im Spiegel der analogen Technik. Dieser essayistische Film setzt nicht nur keine Kenntnis über die Regeln des Tennissports voraus, die wichtigsten werden en passant im Verlaufe erklärt, sondern ist auch für diejenigen geeignet, die der Sportart Tennis ansonsten nichts abgewinnen können.

Bei 385 Filmen, die insgesamt während des Festivals laufen, davon über 200 aktuellen Filmen, kann eine Bewertung immer nur sehr subjektiv sein und ist vielfach schlicht Glücksache, ob man sich für die “richtigen” Filme bei der Zusammenstellung des Programms entschieden hat. Ich persönliche habe einige gute, wenige herausragende, aber dafür auch kaum schlechte Filme gesehen, was das (Zwischen-)Fazit nahelegt, es 2018 mit einem durchschnittlichen bis guten Berlinale-Jahrgang zu tun zu haben.

Bislang mein absoluter Favorit der diesjährigen Festspiele ist der herausragende neue Film von Guy Maddin The Green Fog (hierzu die Tage noch eine ausführliche Besprechung). Weitere Favoriten aus dem Forum des Jungen Films: 11 x 14 von James Benning, Manila Scream Expanded von Roxlee.

Persönliche Favoriten aus anderen Sektionen (jweils Stand 20.02.): Las herederas (Wettbewerb) von Marcelo Martinessi, Ang Panahon ng Halimaw/Season of the Devil/In Zeiten des Teufels (Wettbewerb) von Lav Diaz, 3 Tage in Quiberon (Wettbewerb) von Emily Atef, Figlia mia/Daughter of Mine (Wettbewerb) von Laura Bispuri, Profile (Panorama) von Timur Bekmambetov, Obscuro Barroco (Panorama) von Evangelia Kranioti.

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