Across a Gold Prairie


Titel: Across a Gold Prairie
Originaltitel: Kinpatsu no sogen
Land/Jahr: Japan, 1999
Format: 35mm, 1:1.85
Länge: 96 min

 

Kommentar:
300 Filme laufen auf der Berlinale und wer möglichst viele davon sehen möchte, hetzt von einem Kino zum anderen, schaut minimum 6 Filme am Tag und riskiert es, bei den Perlen, die das Programm zu bieten hat, vor Übermüdung einzuschlafen. Die meisten Filme möchte man nicht unbedingt nochmals sehen und man fragt sich, was da wohl die Auswahlkommissionen getrieben hat. Manchmal ist aber ein Film so gut, daß man ihn sich einfach nochmal anschauen muss auf der Berlinale. Across a Gold Prairie ist der einzige Film, den ich dieses Jahr zweimal gesehen habe, und wie gerne würde ich diesen Film nochmals sehen! Erzählt wird die Geschichte eines alten herzkranken Mannes, Nippori Ayumu, der eines morgens aufwacht und glaubt wieder 20 Jahre alt zu sein, und seiner 18jährigen Pflegerin Kodai Narisu, die genauso aussieht wie seine große Liebe aus der Universitätszeit. Nippori glaubt in einem Traum zu sein, den einerseits fühlt er sich jung, andererseits ist die Welt nicht mehr jene vor 60 Jahren. In seinem großen, altmodischen Haus spielt ein Großteil des Films. Narisu führt den Haushalt des alten Mannes und wird immer mehr in sein Leben, in seinen Traum hineingezogen. Neben dem ruhigen Erzähltempo und den stimmungsvollen Bildern überzeugt vor allem das Spiel des 24jährigen Hauptdarstellers Yusuke Iseya, der den alten Mann spielt. Die Entscheidung, diese Rolle durch einen jungen Schauspieler zu besetzen, überzeugt – wenn man auch erwähnen muß, daß dies auch im zugrundeliegenden Manga der Fall ist – und macht den Film zu einer intellegenten Reflexion über Alter und Älterwerden. Schön ist es, als ein Eisverkäufer – fast noch ein Kind – Nippori besucht und ihm sagt, es gehe ihm genauso, auch er sei in einem Tarum, aus dem er noch nicht erwacht ist. Konstrastiert wird diese Welt durch Narisu, ihre Sorgen und Nöte, und die Teenager-Welt in dem sie wohnt. Ein Traum. Ein wunderschöner, poetischer Film. Detlef Kuhlbrod schrieb in der taz, dass es gut wäre, “wenn Across a Gold Prairie mit allen Preisen des Festivals ausgezeichnet” werden würde – dem ist wenig hinzuzufügen. Leider hat der Film keinen einzigen Preis bekommen. Aber vielleicht ist das auch gut so, denn sonst würde man vielleicht in Hollywood ein Remake drehen, vermutlich mit Robin Williams in der Hauptrolle, natürlich mit silberglänzendem Haar, und es gäbe ganz tolle Alterungstricks von ILM oder Pixar. Und das wäre dann ein zum Alptraum mutierter Traum.

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Regie: Inudo, Isshin

Kamera: Murakami, Taku

Schnitt: Inudo, Isshin

Darsteller: Love, Elephant

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Text: Timothy Simms (2001)