A Lunch Box


Titel: A Lunch Box
Originaltitel: Obento / Jukujo hatsujo tamashaburi
Land/Jahr: Japan, 2004
Format: 35mm
Länge: 92 min

 

Zusammenfassung:
Erzählt wird die Geschichte der Postangestellten Aiko. Abends geht sie regelmäßig zum Bowling. Eines Tages verliebt sie sich in ihren Kollegen Yoshio. Doch wie soll sie ihm ihre Liebe gestehen – sie, die praktisch nie redet ? Sie ‚verführt‘ ihn mit Essen und Sex. Doch schon bald wird ihm das Verzehren ihrer Obento-Pakete und ihre ständige Bereitschaft zum Sex zuviel. Yoshio beginnt, sich immer mehr von ihr zu entfernen. Kann sie ihn mir einer sprechenden Bowlingkugel überzeugen ?

Kommentar:
Stilistisch ist „A Lunch Box“ ein ‚klassischer‘ Pinkfilm (vgl. unten: Das Pinkfilm-Genre (Hintergrund)). Doch leider nimmt der Regisseur dies allzu wörtlich: Die Sexszenen dominieren, darüber hinaus herrscht jedoch inszenatorische Leere. Dass Aiko Sex und Essen liebt ist bald klar. Ansonsten scheint es nur noch darum zu gehen, die Abschnitte zwischen zwei Sexszenen mit Handlung zu füllen. Hierbei erweist sich Imaoka als ‚Meister‘ der Wiederverwendung von Filmsequenzen, sowohl in den Sex- als auch den Zwischenszenen. Auch der Verzicht auf Musik hat keinen ästhetischen Hintergrund, sondern erfolgt schlicht aus Geldmangel. Fazit: Enttäuschend war der Film vor allem deswegen, weil ihm anzumerken ist, dass der Regisseur bemüht war, über das abfilmen der beiden -zugegebenermaßen- schönen jungen Körper hinaus, noch eine Geschichte zu erzählen. Aber genau das ist ihm gründlich misslungen! Trotz dieser Kritik ist es der Auswahlkommission von Nippon Connection hoch anzurechnen, dass sie den Mut aufgebracht haben, in ihrem Hauptprogramm einen Film des Pinkgenres einem größeren westlichen Publikum vorzustellen. Es ist den Festivalveranstaltern nur zu wünschen, dass sie das nächste Mal ein etwas ‚glücklicheres Händchen‘ haben.

Internationale Premiere: Nippon Connection 2004
Buch, Regie: Shinji Imaoka Kamera: Kazihiro Suzuki Darsteller: Yumika Hayashi, Mutsuo Yoshioka, Lemon Hayazawa, Ryo Kurihara.

* Das Pinkfilm-Genre (Hintergrund) Pinkfilm steht in Japan synonym für Sexfilm. Ein Pinkfilm muss im Prinzip ‚nur‘ folgende Vorgabe erfüllen: Der Film soll aus mindestens 5 Sexszenen bestehen! Ansonsten haben die Regisseure hier oftmals ein hohes Maß an Experimentierfreiheit. Dies dürfte auch der Grund dafür sein, dass dieses Genre schon vielen japanischen Filmemachern als Sprungbrett zu einer Filmkarriere gedient hat. Seit einigen Jahren zeichnet sich bei einigen Pink-Filmemachern eine neue Tendenz ab: Die Gruppe der ‚Shichifukujin‘ (die 7 Glücksgötter), zu denen auch Shinji Imaoka gehört, schlägt im Pinkfilm eine eher introvertierte Richtung an und versucht, die Grenzen zwischen Spielfilm und Pinkfilm fließend zu gestalten.

* Obento-Box (Hintergrund) Wer einmal Japan bereist hat wird sie schmerzlich vermissen: die Obento-Boxes, die es dort vor allem an Bahnhöfen oder in Supermärkten zu kaufen gibt. Die kleinen Obentos sind als Snackbox für ‚zwischendurch‘ gedacht, die größeren werden oft anstelle einer kompletten Mahlzeit verzehrt. Gefüllt sind sie meist mit Sushi oder anderweitig fertig zubereiteten Reis-Snacks.

Text: Vivian Conrad (02.04.2005)