Wanted


(USA 2008, 110 min, 35mm, Scope)

 

Wer bin ich? Dieser tiefgründigen und feinsinnigen Frage stellen sich Philosophen schon seit Tausenden von Jahren. Natürlich kann man sie wahlweise ein wenig weniger tiefsinnig auch im Fernsehen in Dritten Programmen beantworten. Nun kommt aber einer daher gelaufen – ein ganz normaler Durchschnittstyp namens Wesley (James McAvoy) – und stellt sich eben diese Frage noch ein wenig weniger tiefsinnig. Selbst Google spuckt keine Ergebnisse aus, wenn er seinen Namen eintippt – „No matches found“. Er ist ein Verlierer, der in einem winzigen Kubus in einem Großraumbüro sitzt und sein Leben hasst. Hat sein Vater, der ihn und seine Mutter nur 7 Tage nach seiner Geburt verlassen hat, gewusst, was er für einen Loser – im Film auch gerne „Pussy“ genannt – geschaffen hat? fragt er sich.

Zu allem Übel betrügt ihn die Freundin Cathy (Kristen Hager) mit seinem „besten“ Freund. Eines abends als Wesley mal wieder seine obligatorischen Anti-Stress- und Angst-Pillen aus dem Drugstore holt, steht sie da: Fox (Angelina Jolie), ein Todesengel im weißen Kleid, verrät ihm, dass sein Vater ein professioneller Killer war, der gestern ermordet wurde und dessen Mörder nun auch hinter ihm her sei. Gerade ausgesprochen schießt eben dieser, er heißt Cross (Thomas Kretzschmann), los und die erste mehr als rasante Jagd beginnt. An Action fehlt es also mal überhaupt nicht… Jedoch so an manch anderen.

Den Killer abgehängt bringt Fox den Jungen in eine Weberei. Dort lernt er Sloan (Morgan Freeman), Fox’s Chef, und die Geschichte der „Bruderschaft“ und des „Webstuhls des Schicksals“ (ja, richtig gehört, schon alleine deshalb müsste man eigentlich die Drehbuchautoren verklagen) kennen. Die Bruderschaft besteht aus Auftragskillern, die im Auftrag des Webstuhls bzw. des Schicksals böse Menschen töten. Das Motto heißt „Töte einen und rette Hunderte“, sie bringen also Menschen um, die möglicherweise in naher oder ferner Zukunft Böses tun. Die Befehle entspringen der Notwendigkeit, Stabilität ins Chaos zu bringen, so Sloan, und deshalb sollen die Killern nicht interpretieren, sondern lediglich ausführen. Wesley wird hier ausgebildet, um den Mörder seines Vaters zu töten.

Die Produktion erinnert an eine Backmischung. Ein paar Dinge waren bereits fertig vorgegeben und andere würfelt man dazu, verquirlt alles gut und schon hat man was … mmh, ja, was eigentlich? Nichts Eigenes, sondern eben nur ein Ergebnis, das andere Leute aber genauso so auch schon produziert haben. Hinzu kommen noch einige zwischenmenschliche Verzwickungen und auch eine vertrackte Vater-Sohn-Geschichte, die entfernt an eine Science-Fiction-Saga aus dem Hause Lucas erinnert. Also ein bisschen Matrix hier und Star Wars dort und schon hat man eine Basis, mit der man arbeiten kann.

Zuletzt muss man sich als Zuschauer dann von Wesley noch anhören, dass er vor 6 Wochen noch genauso war, wie er uns sieht: normal, langweilig und nichtssagend. Na herzlichen Dank! Man fragt sich, und das zurecht, wie jemand, der die vorangegangenen 2 Stunden wahllos herumgeballert hat, zu einer solchen Aussage kommt. Vielleicht werden in vielen Jahren Autoren über diesen Film schreiben, wie heute Kritiker über die „Mutter des Trashs“, nämlich den „Angriff der Killertomaten“ schreiben?

Die Action-Kenntnis des Mannes hinter der Kamera sieht man den Bildern sofort an. Mitchell Amundsen hat unter anderem bereits bei „The Bourne Supremacy“, „Mission Impossible III“ und bei „Armageddon“ mitgewirkt. Die Kamera ist fabelhaft, aber wenn es vor der Linse nicht so ganz mit der Geschichte stimmt… Eine eventuell vorgesehene Tiefsinnigkeit ist leider irgendwie und irgendwo auf dem Wege der Vollendung des Films zwischen nichtssagenden Dialogen verloren gegangen. Letzteres mag wohl daran liegen, dass es sich ursprünglich um ein Comic in 6 Teilen handelte und ja auch hier Bilder die Hauptsache sind und nicht der Text. Mark Millar, der die Texte schrieb und J.G. Jones, der die Bilder dazu malte werden am Ende des Films ganz kurz noch mit einem Namensschild auf dem „J.G. Millar“ steht, gewürdigt.

 

Text: Jennifer Borrmann, 04.09.2008

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *