Der Film Jagdhunde (2007) von der deutschen Regisseurin Ann-Kristin Reyels ist in sofern bemerkenswert, als daß er mit einem recht einfachen Handlungsverlauf immer wieder für Freudentränen aber auch für schockierend echte Momente sorgt.
Der Rahmen ist die Weihnachtszeit irgendwo auf dem Lande, wo Bauernhöfe, Felder und Wald nicht viel Abwechslung im alltäglichen Leben bieten. Gerademal einen Briefkasten, den „Salon Giesela“ und einen Bouletten-Imbiß hat das Kaff zu bieten. Kein Grund für Hendrik, den Vater von Hauptfigur Lars, sein Leben dort aufzugeben, obwohl die Mutter schon seit einiger Zeit nach Berlin „abgehauen“ ist. Die taubstumme Marie lädt Lars zu einer Weihnachtsfeier ein, da er ihretwegen am Bahnhof beinahe in eine Schlägerei verwickelt worden ist und folglich seinen Zug verpaßt hatte. Kurzerhand erscheint auch Lars‘ Mutter unangekündigt wieder auf der Bildfläche… jetzt kann das Familien- und Beziehungsdrama beginnen.
Auf eine gewisse Weise kann man hier davon sprechen, daß der Trend hin zum Minimalismus (nach der Dogma-Reihe in Dänemark) nun auch im Deutschen Kino voll angekommen ist. Schon der Film „Sehnsucht“, welcher auf der letzten Berlinale 2006 seine Premiere feierte und von der ebenfalls jungen deutschen Regisseurin Valeska Grisebach stammte, zeigte in Dialogen und Bildersprache einen deutlichen Minimalismus, was allerdings der Spannung der Handlung keinen Abbruch tat und sie sogar noch packender machte. So verhielt es sich auch hier bei Jagdhunde – wir sind gespannt auf die weiteren Filmvorstellungen in den Sektionen „Perspektive Deutsches Kino“, „German Cinema“ und natürlich im „Internationalen Forum des jungen Films“.
Text: Philippe Bourdin (10.02.2007) – Berlinale’07