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Zusammenfassung:
November 1932. Eine Gruppe englischer Aristokraten versammelt sich auf Sir William McCordles Landsitz zu einer Jagdpartie. Die meisten Charaktere erwarten sich wenig mehr als gepflegte Langeweile von der ganzen Sache, das Dienstpersonal hat alle Hände voll zu tun. Alles nimmt seinen gewohnten Lauf – bis der Hausherr ermordet in der Bibliothek aufgefunden wird. Und das gleich doppelt: vergiftet und anschließend erdolcht. Bei den Gästen ruft dies keinerlei Verstörung hervor – außer daß sie sich durch die lästigen Ermittlungen gestört fühlen. Sie reisen ab, als wenn nichts gewesen wäre – und auch unter dem Dienstpersonal kehrt wieder Ruhe ein. Nur Mary, die Dienerin von Gräfin Trentham („Man reist nie ohne eigenes Personal“), nimmt Anteil an dem Geschehen – und eröffnet dem Zuschauer letztendlich Einblick in die tiefen Abgründe einer Gesellschaftsordnung die nur auf den ersten Blick gefestigt scheint – in Wahrheit jedoch schon längst moralisch verkommen ist.
Kommentar:
Gosford Park ist ein meisterliches Gesellschaftsportrait der britischen Adels- und Klassengesellschaft auf ihrem Zenit. Die strikte Trennung zwischen Ober- und Unterschicht, Gästen und Dienstpersonal wird an Henry Denton deutlich; dem angeblich schottischen „Diener“ des Hollywoodproduzenten Morris Weissman. In Wahrheit ist dieser Schauspieler in dessen nächsten Film „Charlie Chan in London“ – worin es süffisanterweise um einen Mord in einer englischen Landpartie geht. Als der Schürzenjäger Denton seine wahre Identität preisgibt hat er nichts als abgrundtiefe Verachtung des Dienstpersonals zu erwarten, so daß etwa „aus Versehen“ eine Tasse heißen Kaffees in seinen Schritt gekippt wird. Auch die Dienerschaft hat Standesehre, denn schließlich waren alle ihre Eltern auch schon Diener gewesen. Die beiden Amerikaner sind Außenstehende, denen jegliches Verständnis für die englische Klassengesellschaft abgeht. Als Denton eines der Dienstmädchen fragt, warum ihn nach Enthüllung seiner wahren Identität nun auf einmal alle Diener wie einen dieser reichen Snobs behandeln würden, wo er doch mit den Dienern zusammengelebt habe bekommt er als Antwort, er könne nicht in beiden Teams spielen. Auch innerhalb der sich gepflegt langweilenden Adelsgesellschaft oder der klatschfreudigen Dienerschaft gibt es deutliche Hierarchien und Rangunterschiede. Vor allem die bis in die kleinste Nebenrolle hervorragend ausgewählte und hochkarätige Besetzung des Films verdient besonderes Lob. Die Darstellung der unterschiedlichen Charaktere und ihrer Konflikte ist brillant gelungen. Insbesondere Helen Mirren in einer Glanzrolle als Leiterin des Dienstpersonal verdient besondere Erwähnung. Bereits in der schwarzen Komödie „Tötet Mrs. Tingle“ überzeugte sie derart, daß allein ihre Darbietung den leider stark unterbewerteten und wegen des Amoklaufes in Littleton unverdient skandalbehangenen Film sehenswert machte.
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Regie & Buch: Altman, Robert
Darsteller: Gambon, Michael; Scott Thomas, Kristin; Smith, Maggie; Dance, Charles; Somerville, Geraldine; Bates, Alan; Mirren, Helen; Atkins, Eileen; Watson, Emily; Grant, Richard E.; Fry, Stephen; Webster, Ron; MacDonald, Kelly; Phillipe, Ryan
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Text: Daniel Walter (12.05.2002)