Lilo & Stitch


Titel: Lilo & Stitch
Originaltitel: Lilo & Stitch
Land/Jahr: USA, 2002
Format: 35mm, 1:1.85
Länge: 85 min

 

Kommentar:
Disney, das weiß der Kinogänger noch aus seiner Kindheit, ist das amerikanische Wort für heile Familienwelt. Diese Welt ist außerhalb des Silver Screens mächtig ins Wanken geraten: Nicht nur die Promi-Ehen von Boris und Babs, Tom und Nicole gehen in die Brüche, jede dritte Ehe wird geschieden. Familie läßt sich – das zeigte auch die Diskussion über die Eintragung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften – nicht mehr auf die Ehe als Keimzelle zurückführen. Familie sind in der individualisierten Gesellschaft, in der wir leben, vielmehr die, welche sich als solche begreifen: So sind vielfältige Formen des Zusammenlebens denkbar. Und da sind wir schon mitten im Film: “Ohana means family, family means nobody gets left behind. Or forgotten.” sagt Lilo, das kleine hawaianische Gör, dass mit der älteren Schwester zusammenlebt – die Eltern starben vor einigen Jahren bei einem Unfall. Und “Ohana”, so werden wir im Laufe des Films bemerken, verändert sich laufend: Am Anfang Lilo und ihre Schwester Nani. Dazu kommt als Adoptiv-Hund das entflohene Weltraum Experiment Nr. 626 – von Lilo auf den namen Stitch getauft. Und Stitch beschließt, nach allerlei Verwicklungen für die er sorgt:”This is my family. I found it, all on my own. It’s little, and broken, but still good. Yeah, still good.” Schöner kann man die Konstruiertheit von Familie kaum ausdrücken. Hinzu kommen noch ein Sozialarbeiter, der einst für den CIA arbeitete, der gutaussehende Feuerschlucker David, sowie zwei Außerirdische, die ursprünglich Stitch eliminieren sollten, sich aber letztlich doch für die immer größer werdende Familie entscheiden. Patchwork pur also und damit auf der Höhe der Zeit. Ach ja: Der Film ist über das solide Handwerk, das wir von Disney kennen, hinaus äußerst unterhaltsam, und das nicht nur für Kinder (die in der Nachmittagsvorstellung, die ich besuchte, ausgelassen lachten). Ältere Semester mit einer soliden Kenntnis des Science Fiction-Kinos der letzten Jahrzehnte sowie Freunde des “King of Rock’n’Roll” werden mindestens genauso viel Spaß haben…

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Regie: Deblois, Dean; Sanders, Chris

Musik: Silvestri, Alan

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Text: Timothy Simms (2002)