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Zusammenfassung:
Im Namen der Wissenschaft wird ein menschlicher Körper digitalisiert und zu Anschauungszwecken ins Internet gestellt. Besonders geeignet ist dazu der Körper eines zu Tode verurteilten Mannes: In den besten Jahren, bei guter Gesundheit (eine wichtige Voraussetzung zur Hinrichtung) und ohne krankhafte Veränderungen oder Verletzungen, wie sie sonst bei den der Anatomie zur Verfügung gestellten Körpern vorkommen.
Blue End ist die Geschichte dieses Mannes und seines Verbrechens, dass ihm das Todesurteil einbrachte. Es ist die Geschichte seiner Familie, die aus den Medien erfuhr, dass über das Internet jeder Zugang zum Körper des toten Bruders, Stiefvaters, Ehemannes hat. Es ist die Geschichte der Mediziner, die im Namen der Wissenschaft und der Forschung agieren.
Kommentar:
Das klingt wie ein Science-Fiction-Film, vielleicht könnte Schwarzenegger die Hauptrolle spielen und sich mit seinem virtuell rekonstruierten Körper an den Verursachern rächen. Er könnte als Held gegen die Ungerechtigkeit des u.s.-amerikanischen Rechtssystems zu Felde ziehen, in dem es immer die Armen sind, die mangels erfahrener Anwälte im Todestrakt landen.
Doch das ist kein Science-Fiction-Film. Das ist die Wirklichkeit. Kaspar Kasics schildert eindringlich die Vorgeschichte der Verurteilung. Er lässt die Anwälte und den Staatsanwalt zu Wort kommen. Und er nähert sich der Frage, was Menschen bewegt, die “und sei es im Dienste der Heilkunst” von diesem Urteil profitieren. Einer der stärksten Filme der diesjährigen Berlinale.
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Regie & Buch: Kasics, Kaspar
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Text: Dirk (30.10.2001)