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Zusammenfassung:
“Hurra, Franco ist tot! Hurra, Franco ist tot!” November 1975 in einer schwedischen WG. Das Kollektiv “Zusammen” ist “wie ein Haferbrei, der die harten, vereinzelnten Haferflocken zu einer warmen, weichen und glücklichen Gemeinschaft zusammenschmilzt”. So jedenfalls Göran, ein linker Softie dessen Freundin Lara eine offene Beziehung führen möchte und gerne mal den ultrakommunistischen Erik ins Bett zerrt, obwohl der viel lieber über Karl Marx diskutieren würde. Daneben sind dann noch Lasse und Anna – die erst kürzlich ihr lesbische Natur entdeckt hat – und ihr Kind Tet: benannt nach der Offensive in Vietnam. Des weiteren ein Öko-Fundi-Paar, welches den materialistischen Charakter von Pippi Langstrumpf ablehnt – “diese ewige Suche nach Dingen …” – und der schwule Klas, der Lasse gerne zum Homosexuellen bekehren möchte. Als nun Görans Schwester Elisabeth ihren Mann Rolf verläßt und mit dem 10-jährigen Stefan und der 13-jährigen Eva ins Kollektiv einzieht, wird der Cocktail zur Reaktion gebracht. Zwei Welten von bürgerlicher Normalität und altlinken Normen treffen nun aufeinander und wer wissen will was dabei herauskommt, der muß sich nur mal den Wandel der Grünen in Erinnerung rufen. Als ein Fernseher angeschafft wird, wieder Fleisch auf den Tisch kommt und Tet lieber mit Stefan Krieg und Folter spielt – “jetzt will ich aber Pinochet sein …” – statt mit den holzgeschnitzten Legos, da wird es den Fundis zu bunt und die erste Familie zieht aus. Als nächstes packt Erik die Koffer, da Lara nunmal lieber vögeln als diskutieren will und sich auch sonst keiner für Politik interessiert. Elisabeth wird zur emanzipierten Sozialistin bekehrt und auch bei Göran wird ein wenig vom Weichspüler aus dem Charakter genommen … Und dann sind da ja noch die Spießigen Nachbarn, deren Sohn sich mit Eva anfreudet. Derweil holt sich Papa bei seinen “Holzarbeiten” heimlich einen runter und freundet sich mit seinem Klemptner an. Bei diesem handelt es sich nun um Rolf, welcher gerne zu seiner Elisabeth zurück will …
Kommentar:
“Zusammen” ist eine unterhaltsame Parodie auf die Nachwehen von 1968, die Linke und ihre skurillen Spielarten,eine Parabel über Ideen und Ideale mit denen eine Generation antrat die Welt zu verbessern und die nun nach und nach relativiert, abgeschwächt, beerdigt werden. Der Regisseur von “Fucking Amal” läßt kein Klischee, keinen Witz aus und veranschaulicht auf amüsante Weise wie die Utopien der 68er an der Realität gescheitert sind – und diese dennoch verändert haben. Die verschiedenen Figuren werden von den Darstellern liebevoll porträtiert und das Drehbuch bleibt ihnen gegenüber stets fair. Auch wenn wir heute vieles an ihnen belächeln oder amüsant finden, so werden diese Charaktere von “damals” niemals lächerlich gemacht oder einseitig abgeurteilt. Auch wenn Moodysson gekonnt mit den Klischees spielt, billig läßt er sie nicht werden. Während all jene, welche unwillig oder unfähig zur Veränderung waren die WG und damit den Film verlassen, so endet “Zusammen” im gemeinsamen Fußballspiel all jener die blieben. Und im Gegensatz zu den Ewiggestrigen haben sie bis zum Ende durchgehalten ohne aus dem Blickfeld zu verschwinden. Auch wenn “Zusammen” vor allem eine unterhaltsame Komödie ist – hinterher kann man sicherlich besser verstehen was aus den 68ern geworden ist und warum.
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Regie: Moodysson, Lukas
Darsteller: Norell, Ola; Samuelsson, Emma; Lindgren, Lisa; Kessel, Sam; Zuber, Alex; Lundkvist, Anja; Hammersten, Gustav
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Text: Daniel Walter (23.01.2002)