Ab heute ist Ernst Lubitschs wundervoller Klassiker „To Be or Not To Be – Sein Oder Nichtsein“ in der Reclam-Edition im Handel erhältlich. Ein Grund, sich das Meisterwerk einmal wieder genauer anzusehen.
Bereits 1940 gab es einen Film, der scharf und gleichzeitig humoristisch die katastrophale Weltlage während des Zweiten Weltkrieges portraitiert und, der bis heute zahlreiche Menschen nachdrücklich gebrägt und beeindruckt hat: Charlie Chaplins „The Great Dictator“. Nur zwei Jahre später machte sich der für seine Komödien bekannte Regisseur und Emigrant Ernst Lubitsch an ein ähnliches Thema. Mit „To Be or Not To Be“ lieferte er einen damaligen Kassenflop und erntete viel negative Kritik – heute hingegen gilt der Film als Meisterwerk der Filmgeschichte. Immer noch diskutieren Filmemacher, Theoretiker, Pschologen und Kritiker auf Foren und Podien über die Frage, ob man über Hitler lachen darf. Beide oben genannten Filme geben eine eindeutige Antwort: Ja, man darf.
Der Film wurde nach einem Stück des ungarischen Dramatikers und Emigranten Menyhért Lengyel gemacht. Wie bereits Chaplins relative Freiheit in der Handhabe des Filmemachens, so konnte auch Lubitsch seinen Film bei United Artists mit vergleichsweise viel Spielraum gestalten. Im Studiosystem Hollywoods waren solche Freiräume keine Regel und dort hätte „To Be or Not To Be“ in dieser Form nicht entstehen können.
Die Geschichte erzählt von einem polnischen Theaterensemble, das, um Untergrundkämpfer zu schützen, in die Rollen der deutschen Besatzer schpüft – und zwar in Polens Hauptstadt des Jahres 1939 und bereits nach dem Einmarsch der deutschen Truppen. Gestik, Mimik, Gehabe und Sprache haben die Schauspieler aus den Rollen aus einem abgesetzten Anti-Nazi-Stück erlernt. Nicht nur aus diesem Grund herrscht bald ein Verwirrspiel aus Verwechslungen mit viel Witz, aber auch Ironie und Sarkasmus – der berühmte „Lubitsch-Touch“. Auch heute noch ist „To Be or Not To Be“ ein Stück Kino, das zeitgleich mit viel Ernsthaftigkeit und Witz die zeitgenössische Politik und Weltlage kommentiert.
Regie: Ernst Lubitsch
Cast: Carole Lombard, Jack Benny, Robert Stack, Felix Bressart, Lionell Atwill, Stanley Ridges, Sig Ruman
Extras: Audiokommentar, Featurette, Joe Dante über seinen Lieblingsfilm, Trailer
Filmlänge: 93 Minuten
Originaltitel: To be or not to be
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1942
Genre: Komödie, Kriegsfilm, Satire
Studio Canal, Reclam Edition-DVD im Handel ab 01.10.15
01. Oktober 2015, Jennifer Borrmann