Vertauschte Rollen – Hannibal, 2. Staffel


Darsteller: Hugh Dancy, Mads Mikkelsen, Caroline Dhavernas, Hettienne Park, Laurence Fishburne, Scott Thompson, Gillian Anderson

DVD und BluRay, Studio Canal

 

In der ersten Staffel lag der Fokus auf der Annäherung zwischen dem FBI Profiler Will Graham und dem Psychiater Dr. Hannibal Lecter. Ein unerotisches, jedoch sehr intimes und neugieriges Interesse des Doktors an seinem Patienten und Kollegen entwickelte und verdichtete sich langsam aber stetig zur Gefahr der eigenen Entblößung. Am Ende glaubt dem Profiler niemand mehr, Will landet als angeblich überführter Mörder in jener Zelle, die der Zuschauer nur zu Gut aus „Das Schweigen der Lämmer“ kennt – nur dort mit Hannibal hinter Gitterstäben. Hier wartet der ehemalige FBI Profiler auf seinen Prozess, der womöglich mit der Todesstrafe enden könnte. Lecter dagegen schlüft in die Rolle des Profilers und assistiert Jack Crawford (Laurence Fishburne), Dr. Alana Bloom (Caroline Dhavernas) und deren Team fortan.

 

Hier knüpft die zweite Staffel nahtlos an. Lecter arbeitet mit an der Aufklärung unterschiedlichster und erneut sehr artifiziell inszenierter Leichenarrangements. Gleichzeitig erhält der Zuschauer mehr Einblick in seine kannibalistischen Taten, die Zubereitung diverser Festmahle wird ausgiebiger inszeniert. Will beginnt ein doppeltes Spiel, er ist sich seiner manipulativen Kraft bewusst, er kennt seine Gegner. Selbst in der Psychiatrie gewinnt er Menschen von Innen und Außen für ein Spiel mit dem kannibalistischen Teufel. Nebendarstellerinnen wie Gillian Anderson als Lecters unnahbare und überlegte (auch überlegene) Psychiaterin erhalten etwas mehr Raum, gerade genug, um winzige Erkenntnisse über Hannibal zu erfahren, ohne zu viel zu verraten. Jack Crawfords immer wiederkehrende Zweifel an Will Grahams Schuld oder Unschuld, untrennbar verbunden mit dessen Anklage und Schuldzuweisung an Hannibal, werden intelligent in die erzählerische und editorische Dramaturgie gewoben. Es ist ein immerwährendes Hin und Her. Sicher ist hier niemand. Weder körperlich noch gedanklich.

 

Das Duell zwischen Hannibal und Will ist hervorragend erzählt. Die Verbindung der beiden, ein Nichtloslassenkönnen voneinander und ein weiterhin bestehendes neugieriges Interesse wird verknüpft mit einer Kampfeslust zweier starker Charaktere, die bis aufs Äußerste gehen möchten. Hugh Dancy und Mads Mikkelsen bieten erneut beeindruckende und bis an die Schmerzgrenze des Zuschauers gehende Darstellungen.

 

Visuell bietet auch die zweite Staffel eindrucksvolle Bilder: Wieder wirken Räume, Architektur und selbst die Natur arrangiert und perfekt ausgelotet. Jedes einzelne Detail hat seinen korrekten Platz in diesen Bildausschnitten, alles wirkt in seinem Perfektionismus kunstvoll real. Das Artifizielle hat nur einen leichten Verfremdungseffekt – sowohl die Morde als auch die Darstellung der Ermordeten wirken erschreckend real, äußerst brutal. Das Abgründigste der menschlichen Vorstellung wird hier bebildert. Dramaturgisch und ästhetisch ein Schmaus. Es ist wieder serviert. Das dritte Dinner kann kommen.

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