©FILMFEST MÜNCHEN 2019 / Christian Rudnik
Nachdem ich im Februar mit meinem ersten Filmfestbesuch in Berlin Blut geleckt hatte, habe ich mich direkt umgeschaut, wo und wann die Möglichkeit bestünde dieses Erlebnis zu wiederholen. Die Wahl ist am Schluss auf das FILMFEST MÜNCHEN gefallen, das dieses Jahr vom 27. Juni bis 6. Juli in seiner 37. Ausgabe stattfindet. Zwar gehört München nicht zu den ganz großen Festivals (Berlin, Cannes, Venedig) in Europa, muss sich aber mit seiner Mischung aus großen Produktionen, die häufig einen Monat davor in Cannes zu sehen waren, internationalem Independent-Kino und deutschen und internationalen Erstlingswerken auch nicht verstecken. Dabei ist das Programm zuerst einmal ziemlich verwirrend. Es gibt alleine drei Wettbewerbssektionen: “CineMasters” als Hauptwettbewerb mit großen internationalen Namen, dieses Jahr unter anderem auch Cannes-Gewinner Bong Joon-ho mit Parasite, “CineVision” für internationale Erstlingswerke und seit diesem Jahr auch noch “CineCoPro”, in dem deutsche Koproduktion ins Rennen gehen. Bekannt ist das Filmfest München für seine Reihe “Internationale Independents” (früher American Independents), in deren Hochzeit heutige Größen der Szene, wie zum Beispiel die Coen-Brothers mit Blood Simple, ihren ersten internationalen Erfolg uraufgeführt haben. Ein weiterer großer Fokus sind deutsche Produktionen, sowohl fürs Kino als auch fürs Fernsehen und um dem aktuellen Publikumsgeschmack gerecht zu werden, haben natürlich auch in München – wie auch in Berlin – in der Zwischenzeit Serien Einzug gehalten.
Dass sich München – ganz im Gegensatz zu Cannes, wo man als “Normalsterblicher” überhaupt nicht in die Filme kommt – vollkommen dem Publikum verschrieben hat, wird weiterhin dadurch verdeutlicht, dass Pressevertreter wie ich für die Filme in der Prime Time (19-21 Uhr Startzeit) überhaupt keine Karten bekommen. Das wäre selbst in Berlin undenkbar, wo man sich ebenfalls auf die Fahne geschrieben hat ein Publikumsfestival zu sein. Aktuell befinde ich mich noch auf dem Weg nach München, wo ich aufgrund von Terminen auch nur bis Mittwoch sein werde. Ob ich dann in der Abendzeit in die Röhre schaue (oder eben nicht) und ein paar Filme weniger zu sehen bekommen, dafür vielleicht aber das eine oder andere Bierchen trinken kann, werde ich dann noch sehen. Meine Berichterstattung wird auch sicherlich nicht ganz so ausführlich ausfallen, wie das in Berlin der Fall war, dafür fehlt mir aktuell einfach die Zeit. Ich freue mich aber trotz allem über ein paar Highlights berichten zu können, darunter vor allem den schon erwähnten Parasite aber auch ein paar Dokumentationen haben es mir angetan. So zum Beispiel Making Waves: The Art of Cinematic Sound, den ich gleich als erstes sehen werde und der sich mit der oft etwas stiefmütterlich behandelten Kunst des Filmtons befasst, oder auch Memory – The Origins of Alien, der sich zum vierzigjährigen Jubiläum der Erscheinung von Ridley Scotts Sci-Fi Meisterwerk mit dessen Entstehungsgeschichte befasst (wenn ich denn reinkomme, der Film läuft nämlich nur um 20 Uhr).