What is the Matrix anyway?


Matrix Reloaded / Revolutions oder: What-is-the-matrix-anyway.com?

 

Eines vorneweg: Ich liebe “The Matrix”. Ich konnte mich daran nicht satt sehen und habe mit Hochspannung die beiden Fortsetzungen erwartet, welche in nur sechs Monaten Abstand gezeigt wurden. Ein paar Facts dazu: Die Matrix Trilogie weist ein Attribut auf, das bislang in der Filmgeschichte nur einmal zuvor existierte: Teil Zwei und Drei wurden am Stück ohne Unterbrechung gedreht. Das einzige allgemein bekannte filmische Werk, welches das von sich bislang behaupten konnte, war die „Zurück in die Zukunft“-Reihe. Damit enden die Gemeinsamkeiten aber auch schon. Denn die beiden Matrix-Sequels geben einzeln keinen Sinn, sondern sind als zwei Episoden einer – mit Vorbehalt – großen Geschichte verfasst, während die Zeitreise-Klamotte aus den Achtziger Jahren in jeweils schön abgeschlossenen Filmen daher kommt. Bei „Reloaded“ endet der Film mit „Fortsetzung folgt…“ und hinterließ einen unzufriedenen und zumeist ratlosen Zuschauer im Kino, der das halbe Jahr Wartezeit bis zum Erscheinen des dritten Teiles als hochgradige Zumutung empfand, falls er sich dann überhaupt noch dazu entschließen sollte, sich nach dieser herben Enttäuschung das Ende der „Saga“ anzutun. Überwand er sich, wurde er mit Schmackes ohne jede Vorbereitung mitten in die Handlung hineingeworfen, ohne jede Warnung oder auch nur zwanzig Sekunden „…das sahen sie in der letzten Folge“. Nun, ob das dem Niveau des Filmes (noch mehr) abträglich gewesen wäre, steht außer Frage, doch bei der durchschnittlichen Aufmerksamkeitsspanne dieses Zielpublikums war ziemlich sicher vom Regisseur erwartet worden, dass man sich die kurz vor Filmstart erschienene DVD des zweiten Teils eben erst angesehen hatte. Anders kann ich mir das Fehlen jeder Form von Einführung bei einem so verworrenen und rätselhaften Gesamtplot nicht erklären. Ich möchte aber nicht den Eindruck erwecken, ich wolle kein gutes Haar daran lassen. Die vielen pseudo-religiösen Ethikdialoge geben dem zweiten und auch dritten Film mit ihren vielen Andeutungen, aber keinen substanziellen Aussagen unnötig Längen, aber keine Antworten, auf die man doch vor allem am Ende des letzten Teiles so gespannt wartet. Wenn man das allerdings außer Acht lässt und die Filme mit weniger hoch angesetzten Ansprüchen betrachtet, bieten sie mit viel Kung-Fu-Action, Schiessereien, Verfolgungsjagden, gewaltigen, computeranimierten Szenerien von der letzten Menschenstadt Zion sowie der Stadt der Maschinen durchaus ansehnliches Popcorn-Kino. Und in dieser Hinsicht bieten die beiden Matrix-Filme auch cineastische Superlativen, wie man sie erwarten darf: in „Reloaded“ beispielsweise werden viele neue interessante Figuren, sowohl virtuelle als auch reale, eingeführt, wenn auch deren Charaktere nicht ausreichend dargestellt und entwickelt werden, um wirkliches Interesse und Mitgefühl beim Zuschauer zu wecken. Die Höhepunkte des Filmes sind zweifelsohne die köstliche Eifersuchtsszene von Trinity und Persephone, die Kampfszene mit der Truppe des Berowinger (Bullet Time Part II) und die Verfolgungsjagd auf dem Highway, die mit fast vierzehn Minuten Gesamtlänge den bisherigen Rekordhalter „Blues Brothers“ (!!!) weit in den Schatten stellt. Die Tiefpunkte stellen die Party in Zion dar, welche ganz gut als Werbeclip für einige zeitgenössische Alcopop-Drinks herhalten könnte, die aufgepfropfte Lovestory von Neo und Trinity (mal ehrlich: wer kauft diesem eiskalten Weibsbild auch nur eine Sekunde diese aufrichtige Liebe und Aufopferung ab?) und der eine oder andere Besuch in der Matrix selbst. Damit deutet sich in Teil Zwei bereits an, was in Teil Drei konkret wird: der Film heißt nur noch vom Namen her Matrix, denn die eigentliche Grundidee gerät sträflich in den Hintergrund. Es geht zum großen Teil nur noch um die Verteidigung der Menschen gegen die bösen Maschinen, was man in dieser oder ähnlicher Form auch in einigen schlechteren Animes bewundern kann. Um so bedenklicher, dass dieser Part von „Revolutions“ für mich eigentlich den Höhepunkt darstellt, denn im Gegensatz zu fast allen Takes, die in der „Matrix“ stattfinden, bietet der letzte verzweifelte Kampf der Menschen um ihre Stadt Dramatik und Action, auch wenn die Geschehnisse größtenteils vorhersehbar und klischeehaft sind. Ganz am Rande: man muss kein Militärexperte sein, um zu realisieren, dass bei einer hier gezeigten Anzahl von Kampfrobotern, bestückt mit je zwei mehrläufigen rotierenden Maschinenkanonen, von denen jede etwa siebzig bis hundert Schuss pro Sekunde verschießt (recherchiert, ich geb’s ja zu), ein derartiger Mahlstrom an Geschossen entsteht, der einen Durchbruch der Maschinen in der hier gezeigten Form völlig unrealistisch erscheinen lässt. Aber man will es ja spannend machen, also vergessen wir die Spitzfindigkeiten und nerven uns auch nicht weiter an dem Comic-Superhelden-Kampf zwischen Neo und Smith, der… ja, wie eigentlich endet? Mit einmal ansehen ist es da wohl nicht getan, aber wenn die Kinobetreiber darauf spekulieren, dass ich mir dieses Werk nochmals ansehe, um den Ausgang wirklich zu verstehen, haben sie sich geschnitten. P.S.: Wer zum Henker ist der „Architekt“? Ich bin beim zweiten Teil sanft eingeschlummert, bevor sein Auftritt kam. Auch ein zweites Ansehen (Gott, wie ich das bereue…!) brachte mir keine befriedigende Klarheit. Wenn jemand da draußen ist, der von sich meint, zu wissen, wie diese fulminante Trilogie denn jetzt wirklich geendet hat und alle Aspekte des zugrundelegenden Prinzips zu verstehen, möge doch bitte eine Lösung präsentieren.

 

MATRIX RELOADED / MATRIX REVOLUTIONS

Regie: Andy & Larry Wachowski

Darsteller: Keanu Reeves, Laurence Fishburne, Hugo Weaving, Carrie Ann Moss

USA 2003

 

Text: Andreas Riglione (01.12.2003)

 

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