“Happy Hour” – so lautete das Codewort, mit dem HCs Exfreundin ihn regelmäßig betrug. Der dicke Gutmütige fand das irgendwann heraus, als ihre SMS versehentlich bei ihm auf dem Handy landete. Am Boden zerstört und kaum noch mit Lebensfreude ausgestattet, sieht HC wie ein Häuflein Elend aus. Also beschließen seine alten Schulfreunde Wolfgang und Nic, mit ihm nach Irland zu fliegen. Mal eine Auszeit nehmen.
In Irland, und eigentlich während des gesamten Films, geschieht nicht allzu viel. Sie hängen rum, singen und trinken in Kneipen, lernen drei Engländerinnen kennen. Sie geraten aneinander, langweilen sich, hüpfen Trampolin und spannen sich die Frauen aus. Merken, wie unterschiedlich sie sind. “Der Trailer wirft ein falsches Licht auf den Film”, erzählt Regisseur Franz Müller, der beim Screening in New York anwesend ist. Es sei ein sehr ruhiger Film, kein feel good movie.
Die Stärke des recht amateurhaft wirkenden Independentfilms ist seine Ehrlichkeit. Er gibt nicht an, mehr zu sein, als er ist. Die Szenen – von denen laut Müller keine improvisiert ist – wirken wie mitten aus dem Alltag gegriffen, übertragbar auf jede Männer(und sogar Frauen-)freundschaft. Dass sie dennoch improvisiert wirken, ist kein Makel, sondern zeigt die Unaufgeregtheit der Schauspieler und die funktionierende Chemie zwischen ihnen. Als der Regisseur nach dem Film gefragt wird, wie ein solch realitätsnahes Verhalten zwischen den Männern möglich war, verweist er darauf, dass die Drei während der gesamten Dreharbeiten tatsächlich unter einem Dach gehaust hätten. “Ähnlich wie im Film haben sich Simon Licht (Wolfgang) und Alexander Hörbe (HC) besser verstanden, während es zwischen Simon und Mehdi (Nic) öfter mal Reibereien gab”, erzählt er. Da hätte Alexander Hörbe, der auch im Film der Unaufgeregteste ist, öfters vermitteln müssen.
Auch gelungen ist der Wechsel zwischen melancholischen Szenen und solchen, die diese Trostlosigkeit durchbrechen. So folgt auf eine zu eskalieren drohende Szene, in der Wolfgang die zwei anderen als “keine richtigen Freunde” beschimpft die wohl skurrilste Einstellung, in der alle gemeinsam nackt Holz hacken. Nicht zu vergessen die Intensität, mit der HC während Wolfgangs Wutausbruch langsam aber bestimmt seinen Käse ablegt, in den er eben noch herzhaft gebissen hatte. Es sind die Details, die Happy Hour amüsant machen, die das regnerische Setting und die Tatsache, dass keiner der Dreien eigentlich irgendwas gebacken kriegt, auflockern.
Passend dazu beantwortet der Regisseur die Frage nach der Inspiration der Hauptfiguren mit einem Lachen, es sei sein eigenes “shitty life”. Das Publikum lacht mit ihm. Es lässt vermuten, dass diese hervorblitzende Einstellung, das Negative mit Humor zu nehmen, auch ausschlaggebend für die Stimmung des Films war.
Als ein etwas anderes Buddy Movie ist Happy Hour durchaus ein amüsanter Zeitvertreib, der große Offenbarungen zwar ausspart, dies aber bewusst tut. Nein, die drei sympathischen Trottel kommen nicht als veränderte Menschen aus Irland zurück, aber als solche, die ihre Spleens lieben gelernt haben. Und das ist doch eigentlich auch sympathischer.