highnoon film-e-zine

Die Filmzeitschrift des aka Filmclub e.V.


Der aka feiert

Am kommenden Dienstag, dem 22. November 2022, wird der aka-Filmclub stolze 65 Jahre alt. Ein guter Grund einen Blick auf die bewegte Geschichte des Filmclubs zu werfen.

Der nachfolgende Text wurde 2007 von Svenja Alsmann, Jennifer Borrmann, Jens Cram, Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Anna Pfitzenmaier, Alexander Sigelen und Timothy Simms zum 50. Jubiläum des aka verfasst und unter dem Titel Ein Filmclub macht Filmgeschichte – Der aka feiert seinen 50. Geburtstag im 100. Programmheft des aka-Filmclub veröffentlicht. Zum 65. Jubiläum veröffentlichen wir ihn hier noch einmal in gekürzter Form* mit einem Nachtrag zur jüngeren Geschichte des aka von Katrin Baumgärtner.


Ein Kind der Filmclubbewegung …

Am 22. November 1957 um 20 Uhr versammelte sich eine Gruppe Filmbegeisterter im Theatersaal der Alten Uni in Freiburg, um den Akademischen Filmclub – kurz aka – aus der Taufe zu heben. Als er das Licht der Welt erblickte, zählte der Filmclub 44 Mitglieder. Scharen weiterer Filmfreunde sollten ihnen in den kommenden Jahrzehnten folgen. In der ersten Satzung wurde als offizieller Name, Akademischer Filmclub der Universität Freiburg festgelegt. 1985 wurde auf Hinweis des Rektorats die Genehmigung zur Führung des Namenszusatzes „an der Universität“ beim Baden-Württembergischen Kultusministerium beantragt und erteilt. Seitdem trägt der Filmclub, den die meisten nur als aka kennen offiziell den Namen Akademischer Filmclub an der Albert Ludwigs-Universität Freiburg e.V. Der Filmclub, der auf eine bewegte Geschichte zurückblicken kann, gehört nicht nur zu den älteren studentischen Gruppen an der Universität Freiburg, sondern auch zu den wenigen Filmclubs, die seit der großen Filmclub-Welle in den 1950er Jahren bis zum heutigen Tage Bestand haben.

Filmclubs entstanden in den fünfziger Jahren als neuer Ansatz der nichtkommerziellen Filmarbeit. Gegen das immer anspruchsloser werdende Kinoprogramm, das von den Filmverleihern dominiert war, bildeten sich verschiedene Club-Kinos, die Vorführungen von Filmen organisierten, die im normalen Kino vor Ort nicht zu sehen waren. Dadurch ergänzten sie das Angebot der kommerziellen Kinos. Diese Bewegung bildete eine wichtige Gegenströmung zum Kino der Adenauer-Ära und machte Filminteressierte mit anspruchsvollen ausländischen Produktionen und der internationalen Avantgarde bekannt. Zu sehen waren Filme von Regisseur:innen wie Ingmar Bergman oder Genres wie der italienische Neorealismus. Es ging dabei, in den Worten eines aka Programmheftes aus den frühen 1960er Jahren, „nie um Filme, die für die Vergnügungsindustrie finanziell wertvoll waren, sondern um künstlerische Filme, meist von Außenseitern, die im Kino meist überhaupt nicht gezeigt wurden“. Den Höhepunkt erreichte die Filmclub-Bewegung jedoch bereits Anfang der 1950er Jahre. 1970 löste sich der Verband deutscher Filmclubs wegen sinkender Mitgliederzahlen auf. Die eigentlichen Erben der Filmclub-Bewegung waren die Kommunalen Kinos. Zu Beginn der 1970er Jahre begann sich langsam (wieder) das Bewusstsein zu entwickeln, dass der Film als Kulturgut Sache der Kommunen sein müsste.

Vor diesem Hintergrund der heute fast vergessenen Filmclub-Bewegung der 1950er Jahre, die auch die Universitäten erfasste, ist die Gründung des aka zu sehen. Seine Wurzeln reichen weiter als 1957 zurück. Sein Vorläufer an der Universität, der Filmclub Freiburg, wurde bereits 1949 als studentische Vereinigung registriert, erschien 1951 als Studentische Filmfreunde im Rahmen des Studium Generale, wurde 1952 in das Vereinsregister eingetragen und schon 1955 wieder aufgelöst, ohne Spuren oder gar Arbeitsmaterial zu hinterlassen. Initiator der neuerlichen Filmclubgründung war der Medizinstudent Wolfram Dischler, Presse- und Kommunikationsreferent im AStA. Zusammen mit dem damaligen AStA-Vorsitzenden, dem Jura-Studenten Helmut Götte, der während seiner Studienzeit in Essen Erfahrungen im dortigen Filmclub gesammelt hatte, begann Dischler, den aka aufzubauen. Als Vorbild diente der Bonner Filmclub, dessen Satzung und Programmheft übernommen wurden. „Besser gut kopiert als schlecht erfunden“, kommentierte Dischler dies 1997.

Filme zeigen …

Erklärte Absicht der Gründungsgeneration des aka war es, „künstlerisch wertvolle Filme aller Länder einem interessierten Kreis von Studierenden zugänglich zu machen und damit eine Einführung und Weiterbildung der Studierenden über das Gebiet der Filmkunst und Filmwissenschaft zu ermöglichen.“ So formulierte die erste Satzung die Ziele des neugegründeten Vereins. Aka-Gründer Dischler erklärte in einem 1987 geführten Interview, dass seine Motivation vor allem in der Faszination lag, die von anspruchsvollen Filmen ausging, die im kommerziellen Kinos nicht zu sehen waren. „Und das hat uns dann auch gereizt, wir hatten ja Nachholbedarf, es war vielleicht einfach der Spaß am Besonderen. Die Filme sind ja einfach wirklich so gut, dass sie Bestand haben, und wenn man einmal damit Kontakt hatte, war man fasziniert“. Die Freiburger Kinolandschaft wurde von ihm und Götte diesbezüglich als unzureichend empfunden. Zwar wurden gelegentlich Filmkunstwochen veranstaltet oder die Lücken in kinoschwachen Zeiten im Spätprogramm oder am Sonntag mit Kunstfilmen gefüllt, aber Ende der 1950er Jahre gab es in Freiburg kein gewerbliches Kino mit regelmäßigem anspruchsvollem Programm. Die Kamera, mit ca. 450 Plätze damals „relativ klein“, konnte deshalb relativ ausgewählte Filme zeigen und galt als Edelkino.

Im Programmheft des Wintersemesters 1958/59 wurde der Anspruch eines Filmprogramms, das über bloßen Konsum hinausreichte, erstmals gegenüber dem eigenen Publikum formuliert: „Man könnte die Aufgabe eines Filmclubs so bestimmen: Bildung von Maßstäben zur kritischen Betrachtung von Filmen durch Vermittlung beispielhafter Filmwerke“. Als besonders wichtig empfanden es die Filmclub-Gründer:innen, Zusammenhänge zwischen den einzelnen Filmen durch die Präsentation von Reihen zu stiften, die an bestimmten Themen oder Personen, zunächst vor allem Regisseur:innen, ausgerichtet waren. Dieses Ziel bestimmt auch heute noch die Arbeit des aka. Informationen zu den Filmen vermittelten kurze Einführungsvorträge und das Programmheft. Praktisch sah dies so aus: Im Sommersemester 1958 beispielsweise liefen zwei Reihen mit Filmen von Fritz Lang und Luis Buñuel, es wurden „alte und moderne Märchen- und Sagenstoffe“ gezeigt. Jeder Film wurde durch eine kurzen Einführung eingeleitet, und hinterher sollte eine Diskussion stattfinden, der sich die meisten Besucher:innen allerdings entzogen. Zusätzlich gab es Sonderveranstaltungen: Ein Filmkabarett, bei dem alte Stummfime mit Musikbegleitung und einem Filmerzähler „im Sinne des Kinos der 20er Jahre“ präsentiert wurden und einen Sommerball.

Während die Filmclubarbeit zunächst als Dienstleistung am Publikum verstanden wurde, zeichnete sich in den Jahren nach 1968 ein Wandel des Selbstverständnisses ab. Im gleichen Maße, wie an der Universitat allgemein Kritik an den herrschenden Zuständen formuliert wurde, entdeckte auch der aka sein Sendungsbewusstsein im Sinne gesellschaftlicher Aufklärung. Während das Filmprogramm bis dahin Fehlstellen im Angebot der kommerziellen Kinos schließen sollte, wollte man jetzt Gegenpositionen vermitteln. Kultur war nicht mehr Selbstzweck, sondern stand im Dienste der Gesellschaftskritik. Das erhoffte Publikumsinteresse blieb jedoch aus, und um den Finanzbedarfs des Filmclubs mit seiner kostspieligen technischen Ausrüstung und seinen Aktivitäten außerhalb der Filmvorführungen zu decken waren widerwillige Zugeständnisse an den Publikumsgeschmack nötig. 1971/72 gab es daher beispielsweise eine Reihe mit den sehr beliebten Italo-Western, die von den sendungsbewussten aka Mitgliedern jener Tage aber gerechtfertigt wurde durch die Analyse des darin enthaltenen Revolutionsmotivs. Kritik an der „Kommerzialisierung“ des Programms wurde zudem mit Hinweis auf die fehlende finanzielle Förderung zurückgewiesen.

Spätestens seit der Verbreitung von Video und Kabelfernsehen in den 1980er Jahren war die Begründung, Einzelfilme im aka zu zeigen, weil sie sonst nirgends zu sehen wären, nicht mehr gerechtfertigt. Das Reihenkonzept mit seinem filmwissenschaftlichen Anspruch wurde somit zur eigentlichen Existenzberechtigung des aka. Ergänzt wird es seit dem Sommersemester 1991 durch Einzelfilme die eher im Hinblick auf Besuchszahlen gewählt werden. So ist eine größere Freiheit bei der Reihenauswahl gegeben. Denn nach wie vor ist das Hauptziel, den Filmen durch Reihen einen Hintergrund zu geben und Vergleichsmöglichkeiten zwischen den verschiedenen Filmen einer Reihe zu schaffen.

In den ersten Jahren waren alle Besitzer:innen eines Semesterausweises ordentliche Mitglieder, die auch zu den einmal im Semester stattfindenden Mitgliederversammlungen eingeladen waren. Hier wurde der Vorstand gewählt oder bestätigt. Die organisatorische Form des „geschlossenen Clubs“ war notwendig, um die Zahlung der damals auf Kinovorführungen lastenden Vergnügungssteuer zu vermeiden. Auch die Verleiher boten für die nichtöffentlichen Veranstaltungen der Filmclubs günstigere Konditionen an. Es war in den ersten Semestern für den Besuch der Filme jedoch nicht obligatorisch, ordentliches Mitglied zu werden. Für Zuschauer:innen, die keinen Mitgliedsausweis erwerben wollten, gab es gesonderte Eintrittspreise und die verschleiernde Bezeichnung: „außerordentliche Mitglieder“, deren Mitgliedsbeitrag „sich nach der Anzahl der Veranstaltungen, die das außerordentliche Mitglied zu besuchen beabsichtigt“ staffelte – eine Konstruktion, die jedoch auf Grund ihrer juristischen Fragwürdigkeit eingestellt wurde.

Über die Programmgestaltung bestimmte anfangs trotz öffentlicher Mitgliederversammlungen in der Praxis hauptsächlich des Vorstand. Die Vorstandsmitglieder wählten das Programm aus, bestellten die Filme, stellten Raumanträge bei der Uni-Verwaltung, redigierten das Programmheft, gestalteten Plakate und hängten sie auf, organisierten die Filmvorführungen, machten die Abrechnung und versandten die Filme. Dazu kamen das Filmforum und eventuelle Sonderveranstaltungen wie die einmal pro Semester stattfindenden Filmclubbälle. Für Verwaltung, Programmauswahl und das Programmheft war bis Ende der 1960er Jahre sogar ein:e eigene:r Geschäftsführer:in verantwortlich. Für die Arbeit erhielt diese:r eine Aufwandsentschädigung, ein Verfahren, das der aka vom AStA übernommen hatte.

Ende der 60er Jahre änderte sich auch die Organisationsstruktur: immer mehr Leute waren bereit, Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen, forderten aber dementsprechend auch über das Programm mitbestimmen zu dürfen. Eine neue Satzung wurde entworfen, nicht zuletzt um den aka 1970 endlich ins Vereinsregister eintragen zu lassen. Seitdem gibt es den geschäftsführenden, im juristischen Sinne verantwortlichen Vorstand, doch alle wichtigen Entscheidungen werden auf den Vollversammlungen von den „aktiven Mitgliedern“ gemeinsam getroffen. Diese Vollversammlungen finden seitdem auch monatlich statt. Die Mitarbeit im aka ist trotz der sehr großen, aber auf viele Schultern verteilten Arbeitslast ehrenamtlich: Schwerpunkte bilden – jeweils auf das Jahr gerechnet – ca. 600 Stunden Filmvorführung (Vorführen, Vorbereiten, Kasse, Einlasskontrolle), ca. 150 Stunden Plakatieren, ca. 360 Stunden Programmheftgestaltung und -redaktion, über 200 Stunden Filmbestellung, Abrechnung und weitere Verwaltungstätigkeit, sowie ca. 300 Stunden Umrollen der 35mm-Filme, diese werden in Teilen (Akten) zu je 20 Minuten angeliefert und müssen zur Vorführung auf größeren Spulen gekoppelt werden.

Mit der Ausweitung der Arbeit wuchs auch der Raumbedarf des Filmclubs: während in den ersten Jahren noch ein bescheidenes Regal im AStA-Büro für die Aktenordner und die Kataloge der Filmverleiher ausgereicht hatte, mussten durch Ausbau der aka-eigenen Bibliothek und der Anschaffung von Film- und Vorführtechnik bald eigene Räume in der Belfortstraße bezogen werden. Anfangs wurden die Büroräume von der Universität gestellt, doch deren wachsender Eigenbedarf sorgte für Konflikte. Die Kündigung des Büros in der Belfortstraße und die Schwierigkeiten, eine neue Bleibe zu finden, gefährdeten 1984 sogar die Existenz des aka. Die Filmbibliothek war teilweise schon zu einzelnen Mitgliedern ausgelagert worden. Doch nach kritischen Medienberichten (in der Badischen Zeitung und im Südwestfunk) stellte das Liegenschaftsamt Räumlichkeiten in der Rheinstraße 12 zur Verfügung.

Während der ersten Jahre war der aka mangels eigener Vorführtechnik auf die Ausstattung der Universität angewiesen. Die Filme wurden in der Aula und in verschiedenen Hörsälen gezeigt, in denen 16-mm Projektoren vorhanden waren. 35-mm-Filme wurden von 1957 bis 1961 im Kino Kamera gespielt, bis die Vorführungen dort zu teuer wurden. Schon 1962 kaufte der aka einem ehemaligen Wanderkinobesitzer zwei gebrauchte Kofferprojektoren für die damals stolze Summe von DM 300,- ab. 1968 erwarb der aka gebraucht zwei wassergekühlte Standprojektoren, die in „seinem“ Hörsaal 2006 fest installiert wurden. 1987 wurden sie durch einen neuen 35-mm-Projektor ersetzt. In den letzten Jahren führte die Entwicklungen im Verleihangebot dazu, dass immer weniger 16-mm-Filme gezeigt werden, doch dank der verbesserter Technik des von der Universität installierten Videobeamers sind die Qualitätseinbußen beim Zeigen der stattdessen eingesetzten DVDs vernachlässigbar. Filmvorführungen gibt es während des Semesters drei bis vier mal wöchentlich. Eine Riesenaktion wie im Wintersemester 1989/90, als in Zusammenarbeit mit den ASten der Universität und der PH ca. 100 Termine präsentiert wurden, blieb einmalig.

Das Filmprogramm des nächsten Semesters wird vor den Semesterferien ausgewählt. Dabei kann jedes aktive Mitglied eigene Filmreihen oder Einzelfilme vorschlagen, über die dann nach leidenschaftlich geführten Diskussionen abgestimmt wird. In den Semesterferien wird das Programmheft erstellt – die Artikel werden jeweils von denjenigen geschrieben, die die Filme vorgeschlagen haben. Zu Semesterbeginn werden die im Semester anfallenden Arbeiten an die Mitglieder verteilt. Insbesondere werden Vorführteams (mindestens drei Personen für Vorführung, Abendkasse und Kartenabriss) gebildet. Diese Vorführteams übernehmen für ein Semester die Aufgabe, an einem Wochentag die Filmvorstellungen durchzuführen. Andere Aufgaben werden vergeben, wenn sie jemand abgibt, etwa die Vorstandstätigkeit, die mit der Verantwortung für den reibungslosen Arbeitsablauf im gesamten Filmclub verbunden ist. Weitere feste Aufgabenbereiche sind Technik, Kasse, Abendkassen- und Filmabrechnung, Bibliothek, Videothek, Beschaffung der Dia- und Programmheft-Werbung.

Der aka wird von der Universität nur so weit unterstützt, als ihm wie jeder anderen studentischen Vereinigung ein Raum für seine Veranstaltungen zur Verfügung gestellt wird. Aus technischen Gründen (die 35-mm-Projektionsanlage ist im Vorführraum des Hörsaals fest installiert) ist dies seit dem Sommersemester 1965 meist der HS 2006. Als Unterstützung durch das staatliche Liegenschaftsamt kann die günstige Überlassung der Büroräume in der Rheinstraße gewertet werden. Ansonsten finanziert sich der Verein aus den Einnahmen für Ausweise, Eintritte und Werbung. Davon bezahlt der aka sein Filmprogramm (Filmmiete, Versand, Vorführtechnik sowie PGH und Plakatwerbung), seine Büroräume samt Ausstattung und die Kosten für Videothek und Bibliothek. Eventuelle Überschüsse werden für den Ausbau der Vorführtechnik oder die Produktion eigener Filme verwendet.

Zur Vertiefung seines Programms bot der aka früh das Filmforum an. So wurde Raum für Vorträge und Diskussionen zu Filmtechnik und Filmgeschichte geschaffen. Daraus entwickelte sich im Rahmen des Studium Generale der Arbeitskreis Massenmedien, in dem auch die ersten Eigenproduktionen des aka entstanden. Auch heute ist die Kontextualisierung des Filmprogramms noch wichtig, wenn auch nicht mehr im Rahmen von Filmforum und Arbeitskreis Massenmedien. Das Pogramm wird vertieft durch Regisseur:innenbesuche und Vorträge sowie durch das einmal im Semester erscheinende Programmheft. Hier finden sich neben Artikeln zu jedem Film fundierte Einführungen zu den Filmreihen. Wichtige Elemente des Programms sind außerdem seit langem verschiedene Kooperationen des aka, beispielsweise mit dem AStA, studentischen Initiativen oder Universitätsinstituten.

Seit den 1970er Jahren konnte der aka auch immer wieder Regisseure und Regisseurinnen nach Freiburg einladen. Dazu zählen bekannte deutsche Filmschaffende wie auch bedeutende Vertreter:innen des europäischen Films. Den Anfang machte im Wintersemester 1972/73 Werner Herzog, der freundlicherweise auch einige seiner Filme mitbrachte, die im Verleih nicht zu bekommen waren. Im Wintersemester 1976/77 kam der Zeichentrickfilmregisseur Curt Linda (Konferenz der Tiere). Später, in den 1980er Jahren, wurden mehrere ausländische Regisseure eingeladen: Im Sommersemester 1988 erschien der Brite Peter Greenaway, im folgenden Wintersemester die Franzosen Bertrand Tavernier und Bruno de Keyzer (Taverniers Kameramann). In den 1990er Jahren kamen Reinhard Hauff (1990), Lutz Konermann (1992), der Debütant Florian Gärtner (1994) und Sonke Wortmann (1995). Werner Herzog, Peter Greenaway, Bertrand Tavernier und Sonke Wortmann kamen jeweils im Rahmen einer Filmreihe ihrer Werke. Darauf folgten u.a. Dominik Wessely (2003) mit Die Blume der Hausfrau, Fosco Dubini (2004) mit Ludwig 1881, Lars Büchel (2004) mit Erbsen auf halb sechs, Esther Shapira (2007), Trägerin der Buber-Rosenzweig-Medaille, mit ihrem Dokumentarfilm Der Tag, als ich ins Paradies wollte über einen palästinensischen Selbstmordattentäter, Martin Keßler (2007) mit Kick it like Frankreich – Aufstand der Studenten, Hans Steinbichler (2007) mit Winterreise und Hierankl, sowie Multitalent Merle Kröger mit Shanti Plus.

… und Filme machen.

Der aka zeigt aber nicht nur Filme, sondern macht auch selbst welche – und das bereits seit 50 Jahren. Ihre Spannbreite reicht von experimentellen Filmen mit hohem künstlerischen Anspruch über engagierte sozialkritische Werke bis hin zu romantischen Komödien. Sie spiegeln nicht nur Weltsichten Freiburger Studierender zu unterschiedlichen Zeiten wider, sondern auch studentische Lebenswelten. Häufig finden sich Einstellungen von bekannten und unbekannten Freiburger Orten, unter anderem der Altstadt, der Kollegiengebäude, der Universitätsbibliothek, der Mensa und nicht zuletzt zahlreicher Studibuden und WG-Zimmer. Auf diese Weise machen die Eigenproduktionen den Wandel der Stadt und der Universität augenfällig.

Schon kurz nach seiner Gründung begann der aka mit der Produktion eigener Kurzfilme auf 16mm-Film. Eine besondere Rolle spielte zunächst das Interesse, theoretische Filmkenntnisse in Verbindung mit anspruchsvollen künstlerischen Inhalten praktisch anzuwenden. Ein erstes Projekt Der Tod des Herrn Jenuga, war gescheitert, weil eine Katze das Drehbuch nicht befolgte und sich weigerte, eine Flasche Milch umzustoßen. Dem nächsten Film war mehr Glück beschieden. Wohl noch 1958 wurde Kriminaltango, eine Illustration des damals populären Schlagers von Hazy Osterwald, während eines Balls in der Alten Uni gedreht. Seine Bilder beziehen sich in ihrem Spiel mit Licht und Schatten auf den Filmexpressionismus und den Film Noir. 1959 entstand Wege unter Schatten, der einen Tag im Leben eines schwarzen Studenten begleitet. Der ihm begegnende Rassismus dient als Metapher für die Verlorenheit des Menschen in der modernen Welt. 1962 spielte Heinz Meier vom Wallgrabentheater, der später in zahlreichen Loriot Sketchen auftreten sollte, die unentschlossene Hauptperson im Film Herr Sylvester stellt Erwägungen an oder Die Kunst sich zu entscheiden.

Ende der 1960er Jahre entwickeln auch die Eigenproduktionen einen sozialkritischen Anspruch und spiegeln insbesondere die veränderte Einstellung zur Sexualität. Der 1967 entstandene Kant Phill beispielsweise lässt eine spielerische gesellschaftskritische Auseinandersetzung mit überkommenen Geschlechterrollen erkennen. So wird eine Studentin mit den Ansichten des Philosophen zur Ehe konfrontiert und setzt sich leibhaftig mit ihm auseinander. In Eine kleine Liebe (1968) geht es um die Liebe zwischen zwei Männern. Doch einer der beiden verliebt sich in eine Frau. Dieser Film ist nicht zuletzt wegen der relativ gewagten Sex-Szenen und des rockigen Soundtracks außergewöhnlich. Im Archiv des aka schlummert auch ein einmaliges dokumentarisches Zeitdokument über 1968 in Freiburg – die Aufnahmen einer Demonstration am Bertoldsbrunnen. Anfang der 1970 etablierte sich im aka eine Filmwerkstatt. Von ihren 16mm-Produktionen ist nur die Pseudodokumentation Eingesperrt – Ausgesperrt (1973) erhalten, mit ca. 90 Minuten der einzige Langfilm des aka, der auch professionell verliehen wurde. Sie zeigt am Beispiel eines rückfalligen Strafgefangenen den Teufelskreis auf, dem Inhaftierte nach ihrer Entlassung unterworfen sind. Teils fanden die Dreharbeiten sogar im Freiburger Gefängnis statt. Aus heutiger Sicht wirkt der Film unfreiwillig komisch und übertrieben plakativ, wohl auch weil viele der trotzig vorgebrachten Thesen heute Allgemeingut sind.

In den 1980er Jahren wurden von der Filmwerkstatt mehrere Filme im Super8-Format verwirklicht, zwei beschäftigen sich explizit mit der Leben an der Uni. Die Wahrheit wird euch frei machen (1981/82) ist eine satirische Pseudodokumentation über das Leben eines Freiburger Erstsemesters mit all seinen Tücken – von der Wohnungssuche bis hin zum verzweifelten Umherirren in der Bibliothek. 1983-1987 entstand Der fleißige Student oder Zuviel ist zuviel, ein Kurzfilm über die Traumvisionen eines überarbeiteten Studenten dessen Geist sich auf eine rasante Fahrt begibt. Spektakuläre Kamerafahrten entstanden, indem die Kamera auf einen Teleliftwagen der UB montiert wurde. In den 90er Jahren wurden wieder aka-Filme auf 16mm Material gedreht. 1993 feierte der surreale Kurzfilm Identity Premiere, ungefähr zur gleichen Zeit entstand An Freiburger Wassern, eine poetische Sammlung von Wasserläufen in der Stadt. Ein kurzer Film über den aka hatte seine Vorpremiere 1997 auf der Feier zum 40jährigen aka-Jubiläum. Er beschreibt den prototypischen Werdegang eines aka Mitglieds.

Heute gibt es keine Filmwerkstatt mehr. Alle Filmprojekte sind darauf angewiesen, dass jemand eine zündende Idee hat und auch – nun auf Video oder Mini DV – umsetzt. Gemeinsam mit Junger Film Freiburg verwirklichte Philipp Döring Torero (2003), eine im Freiburger Studentenmilieu angesiedelte romantische Komödie über einen spanischen Doktoranden, der sich als Torero ausgibt, um ein WG Zimmer zu ergattern. Auch die Herzen der schönen Freiburgerinnen fliegen ihm dank seiner kleinen Lüge nur so zu. Doch was passiert, wenn der Schwindel auffliegt? Mit diesem charmanten Film schaffte er nicht nur den Sprung an die Filmakademie in Ludwigsburg, sondern gewann auch im Frühjahr 2004 den Monatspreis bei Filmnach8 in München. Beim Kurzfilmwettbewerb in Passau im selben Jahr erhielt er den Publikumspreis. Wei Chen schuf mit Tage der Stille ein beklemmendes Psychodrama, das die Sprachlosigkeit zwischen einem Vater, der seine Frau ermordet hat, und seinem kleinen Sohn schildert. Meike Bischoff drehte einen kurzen Dokumentarfilm über das Ferdinand-Weiß-Haus, Wohnungslosenanlaufstelle und -tagesstätte im Stühlinger, dessen Zukunft wegen Etatkürzungen und Geländeverkauf ungewiss ist. Das jüngste Werk ist ein Kurzfilm Verena Othmers über den Alptraum eines Studenten, der auf dem Weg zu einer Klausur mit zahlreichen Widrigkeiten zu kämpfen hat.

Im Jubiläumsjahr 2007 wurde mit ungefähr 50 Mitwirkenden eines der größten Filmprojekt in Angriff genommen, das der aka je gestemmt hat. Unter Regie von Jens Cram entstand eine Hommage an den klassischen Gruselfilm. Bei Anthropos – im Banne Baron Samedis handelt es sich um einen Gruselkrimi im Freiburger Studierendenmilieu, der neben dem klassichen Zombiefilm von anderen Klassikern des Genres, wie Dracula oder Frankenstein und den quietschbunten Horrorfilmen von Roger Corman aus den 1950er und 1960er Jahren beeinflusst ist.


Was seitdem geschah – ein Nachtrag

Während der Vorbereitungen der Festwoche zum 65. Jubiläum des aka-Filmclub haben wir den vorangegangenen Text zum 50. Jubiläum voller Begeisterung gelesen. Die bewegte Geschichte des Filmclubs kann während des „alltäglichen“ Kinobetrieb schon einmal in Vergessenheit geraten. Als es dann daran ging, eine Fortsetzung der aka Geschichte zu schreiben, viel uns schnell auf, dass auch die letzten 15 Jahre für den aka eine Zeit voller Veränderungen und Herausforderungen waren.

Den wohl größten Umbruch in der Geschichte des aka stellt wahrscheinlich die Digitalisierung des Kinobetriebs zum Wintersemester 2013/14 dar. Insgesamt 55.000 Euro kostete die Anschaffung und Installation der digitalen Vorführtechnik, etwa 60 Prozent davon konnten durch Fördermittel abgedeckt werden. Der analoge Filmprojektor blieb weiterhin in Betrieb, das Angebot der Filmverleihe hat aber bald nur noch Digitales zu bieten. Auch heute steht der 35mm-Projektor noch in der Vorführkabine, kommt aber nur selten zum Einsatz. Stolz sind die Akanaut:innen trotzdem auf ihre analoge Vorführtechnik – neben dem Koki ist der aka das einzige Kino in Freiburg, das noch analog vorführen kann.

Doch beim aka kann nicht nur analog vorgeführt, sondern auch analog gedreht werden. Beim Super8 Festival EXPOSED, das im Sommer 2009 zum ersten Mal stattfand, können Filmbegeisterte ihre Filmidee auf Super8-Filmmaterial umsetzen: Filmcrew zusammentrommeln, Drehbuch schreiben, filmen, entwickeln, schneiden – und das alles in nur 72 Stunden. Auch in diesem Sommer haben sich wieder einige Teams dieser Herausforderung gestellt. Und auch bei dieser zehnten Ausgabe des Festivals sind wieder dreiminütige Meisterwerke entstanden.

Die zweite große Veränderung in der jüngsten Vereinsgeschichte waren wohl die Umzüge des akas im Frühjahr und Herbst 2019. Nachdem dem aka seit Juni 2017 die Nutzung seiner Vereinsräume aus Brandschutzgründen nur noch zu Lagerzwecken gestattet war, fand die lange und mühsame Suche nach neuen und vor allem erschwinglichen Räumlichkeiten im März 2019 mit dem Umzug in die Belforstraße 37 ihr glückliches Ende. Nach 35 Jahren in der Rheinstraße kehrte der aka sozusagen zu seinen Anfängen zurück. Nicht weniger aufregend gestaltete sich wenige Monate später der Umzug der Projektions- und Tontechnik des Filmclubs in den Großen Hörsaal der Biologie direkt neben dem Botanischen Garten. Da das KG II über mehrere Jahre hinweg saniert werden sollte, musste der aka „seinen“ Hörsaal 2006, in dem er über fünfzig Jahre Filme gezeigt hatte, schweren Herzens verlassen.

Mit den neuen Räumlichkeiten in der Belforstraße – deren zentrumsnahe Lage nicht besser sein könnte – und dem neuen Hörsaal an der Biologie – leider nicht ganz so zentral – sah sich der aka auch gezwungen, sich nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten umzusehen. Die Mietkosten hatten sich im Vergleich zum Büro in der Rheinstraße vervielfacht (weshalb einer der vier Räume in der Belfortstraße inzwischen ein Tattoostudio beheimatet) und die Sorge vor einbrechenden Besuchszahlen aufgrund der schlechteren Erreichbarkeit des neuen Spielortes machten sich breit. Im Juni 2019 wurde daher mit einer Satzungsänderung die Fördermitgliedschaft im aka-Filmclub eingeführt. Die Fördermitglieder, haupstächlich ehemalige Akanaut:innen, unter-stützen seitdem die Arbeit des aka mit einer regelmäßigen Spende. Obwohl das erste Semester im neuen Hörsaal wider Erwarten sehr gut anlief, sollte der aka diese zusätzliche Mittel ein knappes Jahr später nötiger haben als gedacht.

Im März 2020 stellte der aka mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den Kinobetrieb ein. Das Programm für das Sommersemester 2020 wurde abgesagt, auch in den beiden darauffolgenden Semestern sollte es keine Vorstellungen im Hörsaal geben. Der aka konnte anders als „reguläre“ Kinos erst im Oktober 2021 den Betrieb mit stark reduzierter Auslastung wiederaufnehmen. Zunächst nur für knapp zwei Monate, von November bis Januar musste der aka erneut Corona-bedingt schließen. Die anderthalbjährige Pause traf den aka hart: Finanziell, da mit der Einstellung des Kinobetriebs die einzige Einnahmequelle des Filmclubs wegfiel, aber auch das Vereinsleben litt unter den Kontaktbeschränkungen: Nur noch selten waren Akanaut:innen im Büro anzutreffen, die Vollversammlungen fanden online statt, fielen teilweise sogar aus, kaum neue Mitglieder fanden ihren Weg zum Filmclub. Umso größer die Freude als die Wiederaufnahme des Kinobetriebs im Wintersemester 2021 auf sehr großes Interesse von seiten des Publikums stieß.

Nach anfänglichen Unsicherheiten – die Möglichkeit der kurzfristige Absage des Programm aufgrund neuerlicher Kontaktbeschränkungen, finanzielle Abwägungen bei der Filmauswahl und bei dem Entschluss den Druck des Programmheftes zunächst auszusetzen – hat der aka inzwischen wieder zu alten Routinen und Programmformaten zurückgefunden. Nachdem im Winter 2021 zunächst überwiegend erfolgsversprechende Einzelfilme liefen, wurde im Sommer 2022 das Reihenformat als Kern des aka Programmes wiederaufgenommen und im Winter 2022 auch ein Programmheft herausgegeben.

Zum 65. Jubiläum kann man dem aka nur viele weitere Generationen filmbegeisterter Akanaut:innen wünschen, die diesen liebenswerten und inzwischen wirklich traditionsreichen Laden am Laufen halten.

Auf viele weitere Jahre aka-Filmclub!


* Der Originaltext ist im generischen Maskulinum verfasst, der hier veröffentlichte Text wurde im Hinblick auf eine inklusivere Sprache aktualisiert.