# 5 Oberhausen: Filme mit Kinderaugen…


… sehen ist etwas Wunderbares, es gibt einem die Möglichkeit, Nuancen eines Films zu erkennen, die einem mit dem abgeklärten Blick eines Erwachsenen vielleicht entgehen. Auf einmal ist ein Monster aus Wäschebergen bedrohlich, ist der Schmerz über die Trennung der Eltern oder die Freude über die Zeit des Karneval wieder spürbar und Ängste und Freuden der Kindheit wieder zum Leben erweckt..

Von etwa 300 Kindern umgeben, durfte ich mir heute morgen das Kinder-Kurzfilmprogramm 8+ ansehen. 300 Kinder jubelten, buhten Filme aus, 600 Füße trommelten am Schluss des Programm Applaus für die Moderatoren, die die Kinder durch 5 Filme begleitet haben.

Doch was begeistert die Kinder, die, statt in den Schulunterricht zu gehen, als feste Institution Jahr für Jahr das Kinderprogramm der Kurzfilmtage ansehen.

Wolkoorts©Astrid Bussink

Filme wie WOLKOORTS sind es, über die größte (und einzige;)) Wollparade der Welt -bei der Dorfbewohner mit ihren wollbedeckten Skulpturen durch die Straßen des Dorfs Livelde in den Niederlanden ziehen und sich im Anschluss der Bewertung einer Jury unterziehen- lassen die Kinder mitfiebern, besonders weil da auch Jungs gegen Mädchen antreten, gegenseitig ihre Ideen ausspähen und sich abends im Bett über WhatsApp Nachrichten über den Stand ihres Projekts schreiben.. Dass am Ende die Mädchen den ersten Preis gewinnen, sorgt bei den Mädchen im Publikum für ebenso viel Aufruhe wie die Niederlage der Jungs. An den Kinosaal ist nun nicht mehr zu denken, die Kinder tauchen ein in die Welt des Films..

Und was passiert eigentlich, wenn man Kinder mit einem Film wie DIEPERIK konfrontiert, dem auf den ersten Blick ein Narrativ fehlt und die Vorstellungs- und Interpretationskraft der kleinen und großen Zuschauer besonders beansprucht. Aus der Perspektive eines Erwachsenen würde man vielleicht akzeptieren, erstmal nichts zu verstehen, dem Film vielleicht sogar Kunststatus einräumen. Doch was Kinder möchten, sind Erklärungen für Bilder, aus denen sie sich keinen Reim machen können. Der Film wird ausgebuht und im anschließenden Q & A mit dem Filmteam schießen die Hände nur so in die Höhe mit Fragen, die die Kinder stellen möchten. “Wie kamt ihr auf die Idee?”, “Ist das ein Astronaut oder ein Taucher?”, “Was ist das schwarze Gesicht?”. Man erlebt, dass Kinder als Zuschauer, wenn man ihnen Raum für Fragen lässt, Toleranz für uneindeutige Filme entwickeln können, aber auch ihr Missfallen gnadenlos zum Ausdruck bringen, wenn nötig.

http://www.kurzfilmtage.de/fileadmin/Kurzfilmtage/Kurzfilmtage_2014/Presse/Alles_Mag.tygo_baton_-_BIND.jpg

ALLES MAG © Steven Wouterlood

Große Begeisterung kommt dagegen auf beim Thema Karneval. Oberhausen liegt unweit von Köln, Düsseldorf und den Niederlanden und hat so jedes Jahr im Februar Anteil an überbordender Vergnügtheit, ausufernden Parties und endlosen Straßenzügen, bei denen die Kinder verkleidet auf Süßigkeiten warten und mit großen Augen das Umzugsgeschehen verfolgen. Mit der Frage “Woran denkt ihr beim Thema Karneval?” leiten die Moderatoren ein und die Antworten sprudeln nur so aus dem Publikum. ALLES MAG (Anything goes) ist das Motto der närrischen Tage und auch der Titel des letzten Films.. Tygo aus Brabant ist mit seiner Mutter nach Amsterdam gezogen und hält in seiner neuen Klasse ein Referat über das Karnevalsgeschehen in seinem Heimatort. Doch ist mehr enthalten in seinen Erzählungen und Rückblenden. Die Frage nach genderneutraler Erziehung wird aufgeworfen, als Tygos Vater ihm nicht erlauben will, als Funkemariechen beim Umzug mitzutanzen und damit seine “männliche” Rolle als Trommler aufzugeben. Trennung der Eltern, Fremdküssen des Vaters und der erste Beinahe-Kuss für Tygo.. all das sind Themen, die die Kinder auch im Anschluss im Publikumsgespräch nicht loslassen. “Warum glaubt ihr denn, dass sich die beiden fast geküsst haben?” wird mit einem lautstarken “Weil sie sich mööööögen!” beantwortet und beschließt ein einmaliges Kinoerlebnis, das meine Oberhausenerinnerung um ein wertvolles Element bereichert hat..

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