Die Retrospektive der diesjährigen Berlinale möchte eine „wechselseitige Rezeptions“-Lücke zwischen Ost und West schließen. Während es in der Bundesrepublik den Aufbruch junger Filmemacher gab, in dem sich AutorenfilmemacherInnen durchsetzten – hinterfragten RegisseurInnen in der Deutschen Demokratischen Republik den Alltag im Sozialismus. Auf der einen Seite wurde erfolgreich experimentiert und neue Formen des filmischen Erzählens gesucht – auf der anderen Seite wurden solche Versuche nach dem 11. Plenum des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands im Dezember 1965 praktisch im Keim erstickt: Fast die Hälfte aller DEFA-Spielfilme wurden verboten.
Rund 20 Spiel- und Dokumentarfilme sowohl aus der Bundesrepublik Deutschland als auch der DDR werden gezeigt – einige in zensierter und unzensierter Version. Zusätzlich kann man über 30 kurze bzw. mittellange Filme sehen.
Darunter „Schonzeit für Füchse“ (BR Deutschland 1966), Volker Schlöndorffs „Der junge Törless“ (BR Deutschland / Frankreich 1966) oder Kluges „Abschied von Gestern“ (BR Deutschland 1966). Aber auch DEFA-Produktionen wie Hermann Zschoches „Karla“ (DDR 1965/1990), „Spur der Steine“ (Frank Beyer, DDR 1966) und „Fräulein Schmetterling“ (Kurt Barthel, DDR 1965 / Deutschland 2005).
Ab 1966 werden in der BRD die ersten Filmakademien und -hochschulen gegründet. Zuerst in Frankfurt, dann Ulm, Berlin und München. Einige Regisseurinnen, die teilweise hier mitausgebildet wurden, stellen in der Retrospektive einen Auszug ihrer ersten Arbeiten vor: Jeanine Meerapfel, May Spils, Helke Sander, Ula Stöckl oder Gitta Nickel.