And here he goes again… Wes Anderson in Höchstform. Mit seinem neuen Film “The Grand Budapest Hotel” wurde die Berlinale gestern gebührend eröffnet. Das Festival mit einem Höhepunkt zu beginnen, ist wunderbar. In den letzten Jahren konnte ich in Aka und Kino meine Filmwissenslücken zum filmischen Schaffen Was Andersons schließen und wartete gestern voller Spannung auf seine neueste Kreation. Nach einigem Gedränge im Pressegebäude schaffte ich es auf die letzte Minute in die zweite Vorstellung, die aufgrund des Presseandrangs angeboten wurde… Die Rennerei hat sich gelohnt!
THE GRAND BUDAPEST HOTEL
Die Haupthandlung dreht sich um Zero Mustafa, einen Lobby Boy des Hotels und Monsieur Gustave H (Ralph Fiennes), der in den glorreichen Tagen des Hotels als Concierge den wohlhabenden Gästen alle Wünsche von den Augen ablas…. wirklich _ALLE_ und dabei besonders gerne älteren Frauen zu Diensten war.. Und sie ihm. Eine dieser Damen, mit dem mysteriösen Namen Madame M (habe erst nach dem Film realisiert, dass es Tilda Swinton war..täuschend echt auf alt geschminkt), vermacht dem Concierge nach ihrem Tod ein wertvolles Kunstwerk aus der Renaissance. Sehr zum Missmut ihrer engeren und weiteren Familie. Besonders ihrem Sohn Dimitri (Adrien Brody) ist Gustave ein Dorn im Auge. Er beschuldigt ihn des Mordes an seiner Mutter und eine Verfolgungsjagd durch Orte und zu Menschen, wie sie skurriler nicht sein können, beginnt.. und noch spannender wird, als sich herausstellt, dass ein weiteres Testament existiert,welches den Erwartungen der Familie entgültig den garaus machen würde… Zunächst in Untersuchungshaft, flieht Gustave mit seinen Zellengenossen (u.a. Karl Markovics) und macht sich mit Zero auf die Suche nach seinem Bild und später nach dem Inhalt des Testaments..
Spannend ist an dem Film nicht nur die Handlung, sondern auch die Erzählweise. Auf vier verschiedenen Handlungsebenen, weite Vergangenheit, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, erfahren wir den Hintergrund des Hotels und derer , die jemals damit in Kontakt kamen. Zu Beginn des Films: eine junge Frau, die ein Buch mit dem Titel “The Grand Budapest Hotel” liest. Der Zuschauer taucht ein in die Weld des Werks, lernt den Autoren (Jude Law) kennen, der die Geschichte des Hotels, den greisen Zero Mustafa (F. Murray Abraham), der seinerseits die Geschichte von Gustave dem noch jungen Autoren erzählt. Anderson springt zwischen den Ebenen hin und her, wird dabei aber nie unübersichtlich oder fahrig.
Nach und nach wird die Geschichte entwirrt, die Charaktere vertieft und auf dem Weg zur Auflösung treffen wir immer wieder alte Wes Anderson Gesichter. Bill Murray als Leiter eines Geheimbundes für Conciergerie, Jeff Goldblum als Vermächtnisverwalter der alten Dame, Harvey Keitel als Ludwig, Zellengenosse von Gustave, mit künstlerischer Ader, Willem Dafoe als Jopling, dem Bluthund von Dimitri, der wichtige Informanten um die Ecke bringt, Katzen kaltblütig ermordet und ein grandioses antiquarisches Motorrad fährt.. Diese und viele bekannte Gesichter mehr begegnen uns und machen den Film zur wahren Promi-Galerie.
Auch die Liebe zum Detail und bedeutungsvollen Gegenständen darf natürlich wieder nicht fehlen. Kleine Kuchen von “Mendl’s” spielen einen nicht kleinen Part in der Story, liebevoll und farbenfroh dekoriert von Agathe (Saoirse Ronan), die Zero und Gustafe auf ihrem Weg unterstützt; L’air Panache, ein Duft, der zu Gustave gehört und ihn selbst in misslichsten Lagen wie nach der U-Haft duften lässt; und die vielen alten Telefone, das ästhetisch eingerichtete Hotel, tolle Kunstwerke (ein Egon Schiele, der es leider nicht ganz bis zum Ende übersteht) und Old School Dekoration machen den Film zur Augenweide.
Falls das bisher noch nicht deutlich wurde, hier nochmal ganz ausdrücklich. Der Film ist GRANDIOS. Ein bisschen blutiger und actionreicher als die letzten und sehr kurzweilig. Die Reaktion der Presse spricht ebenso für die Qualität des Films. Tosender Applaus und viele Lacher zeigen, dass es Anderson gelungen ist, seine Genialität wieder filmisch umzusetzen. Nichts Altes reproduziert und wiederholt und doch den unverkennbaren Anderson-Touch erhalten. And Cut!
Heute ging’s weiter mit “Jack” und “Two Men in town” und gleich “71”… dazu später mehr!